
Reisen ist unterwegs sein. Es ist nicht das Anreisen an einen Punkt, an diesem dann verharren und anschließend wieder zurückkehren, vielmehr ist es ein Aufbruch ins nicht Bekannte und nicht Gewohnte. Für manchen Reisenden, so auch für uns, ist das eine Idealvorstellung einer langen Reise, auf der es immer weiter geht und immer neue Eindrücke entstehen.
Gleichzeitig gibt es aber doch auch die kleine Sammlung unserer Lieblingsplätze, die man, gerade wenn nicht die Zeit für lange Reisen da ist, immer wieder gerne anfährt, um dort ein paar schöne Tage zu verbringen. Allerdings gemeinsam ist diesen Reiseideen immer, das Gefühl der Autarkie zu erleben. Das Gefühl der weitestmöglichen Unabhängigkeit von Infrastrukturen, wie Strom- und Wasserversorgung, sanitären Einrichtungen, Schranken, Einfriedungen, Officezeiten und anderen Einschränkungen.
Sicherlich müssen auch wir mal Diesel tanken. Aber dank großer Kapazitäten für Treibstoff und Wasser können wir mit sehr großen Versorgungsintervallen unterwegs sein. Eine Trockentrenntoilette macht uns unabhängig von Entsorgungsstationen.
Die Freiheit zu haben, an einem Platz frei und unabhängig zu stehen, vor allem dann, wenn er besonders schön ist, ist etwas unvergleichliches.
Diese Freiheit für sich in Anspruch zu nehmen, bedeutet aber meiner Meinung nach auch, sich an eine Art Kodex zu halten, den sich so mancher Reisende oder frei Stehende gerne zu eigen machen dürfte.
Allem voran steht die Vermeidung der Einschränkung anderer durch die Freiheit, die ich mir nehme. Schon beim Anschein, daß sich andere durch meinen Aufenthalt in ihrem Umfeld gestört fühlen, ist grundsätzlich Rückzug angesagt.
Nie prominent stehen, sondern am Rand, in Deckung gehen, so unauffällig wie möglich.
Keine Festbeleuchtung und kein Lärm; Wie mancher auf die Idee kommt, an einem schönen Platz in der Natur laut Musik zu hören, wird mir immer ein Rätsel bleiben.
Genauso wie die „Eroberung“ eines Platzes, die aber ein vorheriges Auslichten einer Zufahrtsschneise mit der Kettensäge erforderte.
Ein Feuer ist natürlich die Krönung, aber wieso kann da nicht ein ganz kleines und unauffälliges Feuer genügen? Oft werden Freudenfeuer angezündet, daß einem Angst wird. In der Früh qualmen die dicken Stämme immer noch und die Scherben und Dosen der nächtlichen Bierseligkeit liegen in der Asche.
Es würde uns Freiheitsliebenden gut anstehen, allen Dreck, den wir mitbringen und seien es die winzigsten (und für Tiere oft gefährlichen) Abfallpartikel, wieder mitzunehmen und nicht die geringste Spur unserer zeitweiligen Anwesenheit zu hinterlassen, außer vielleicht den einen oder anderen Reifenabdruck. Im übrigen würde sich niemand was abbrechen, auch mal hin und wieder den Abfall anderer einzusammeln und mitzunehmen und den Ort besser zu hinterlassen, als er war.
Den Platz über mehrere Tage zu belegen sollte möglichst vermieden werden, da es ja eigentlich nur ums Übernachten geht. Zu lange und zu dichte Anwesenheit führt gerne zum endgültigen Aus solcher Stellen.
Umsicht und Rücksicht auf meine gesamte Umgebung, Menschen, Tiere, Pflanzen, Boden, sind kurz gefaßt eigentlich die Grundbedingung für ein freies Stehen.